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Aktuelles | 03.12.2020

BARMER Pflegereport: Personalnotstand ließe sich abmildern

Bessere und gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen in der Pflege könnten den Personalmangel spürbar reduzieren. Bei einer günstigeren Arbeitssituation und dadurch sinkende Krankheitsquote stünden theoretisch schätzungsweise bis zu 26.000 Pflegekräfte zusätzlich zur Verfügung. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren des BARMER Pflegereports 2020, der jetzt veröffentlicht wurde.

Nach den Ergebnissen des BARMER-Pflegereports 2020 sind Altenpflegekräfte deutlich häufiger krankgeschrieben als andere Erwerbstätige. Zwischen den Jahren 2016 und 2018 waren demnach 8,7 Prozent aller Hilfskräfte und 7,2 Prozent der Fachkräfte in der Altenpflege krankgeschrieben. Der Durchschnitt in den anderen Berufen lag bei 5,0 Prozent. Auch müssen Pflegekräfte häufiger und länger im Krankenhaus behandelt werden als andere Erwerbstätige.

Schwerpunktthema „Belastungen der Pflegekräfte“

Der Pflegereport behandelt in diesem Jahr als Schwerpunkt das Thema „Belastungen der Pflegekräfte und ihre Folgen“. Für die Pflegekräfte wurden erhöhte physische Belastungen und psychische Belastungen im Vergleich zu anderen Berufen festgestellt. Auch der Zeitdruck spielt oftmals eine große Rolle. So geben beispielsweise 53 Prozent der Altenpflegefachkräfte an, dass sie häufig sehr schnell arbeiten müssen, bei Beschäftigten in den sonstigen Berufen sind es im Durchschnitt 39 Prozent.

Besonders häufig sind dem Pflegereport zufolge Fehlzeiten aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychischen Leiden, zum Beispiel Depressionen. So wiesen Beschäftigte in der Altenpflege etwa 80 bis 90 Prozent mehr Fehltage aufgrund von Depressionen auf als Erwerbstätige in sonstigen Berufen. Rückenschmerzen verursachten bei Hilfskräften in der Altenpflege etwa 180 Prozent mehr Fehltage als in anderen Berufen. Wenn Pflegekräfte ausfallen, führt dies zu einer Mehrbelastung ihrer Kollegen. Dadurch entstehe ein Teufelskreis, der durchbrochen werden sollte, so die Autoren des Pflegereports.

Handlungsempfehlungen

Wenn die Fehlzeiten aufgrund von Krankheiten und die Berufsaustritte durch Frühverrentung in der Pflegebranche dem Durchschnitt sonstiger Berufe entsprechen würden, stünden nach einer Berechnung der Autoren des Pflegereports theoretisch rund 26.000 Pflegekräften zusätzlich zur Verfügung. Um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und dadurch eine Reduzierung der Krankheitsquote zu erreichen, empfehlen die Forscher stärkere Ausbildungsbemühungen, um so der Arbeitsverdichtung und der Personalnot entgegenzuwirken, sowie zusätzlich mehr Ausbildungsplätze für Pflegehilfskräfte mit ein- bis zweijähriger Ausbildung nach Landesrecht.

Zu den weiteren Handlungsempfehlungen zählen die schnelle Umsetzung der Vorschläge der Konzertierten Aktion Pflege [https://www.bundesgesundheitsministerium.de/konzertierte-aktion-pflege.html], eine Ausdehnung der Wochenarbeitszeit bei Teilzeitbeschäftigten sowie mehr Prävention und Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung, zum Beispiel zum Umgang mit psychischen Belastungen.

Der BARMER-Pflegereport 2020 wurde auf der Internetseite der BARMER (PDF-Datei) veröffentlicht und kann dort kostenfrei heruntergeladen werden.