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Aktuelles Politik | 16.05.2023

Stehen Senioren-Tagespflegen in NRW vor dem Aus?

Köln – Über die Hälfte der Tagespflegeeinrichtungen im LfK (56 Prozent) bewerten ihre derzeitige wirtschaftliche Situation als schlecht oder existenzbedrohend. Dies geht aus einer Umfrage des Landesverbands freie ambulante Krankenpflege NRW e. V. (LfK) unter seinen 120 Tagespflege-Mitgliedern hervor. Ein Drittel der Inhaber überlegt, die Einrichtung zu schließen. Damit würde mittelfristig eine wichtige Säule zur Entlastung pflegender Angehöriger fehlen, warnt der LfK, der mit über 1.200 Mitgliedsbetrieben der größte Zusammenschluss von privaten Pflegediensten und Tagespflegen in NRW darstellt.

Die Coronavirus-Pandemie ist vorbei, die Tagespflegen für ältere und pflegebedürftige Menschen stecken jedoch nach wie vor in der Krise. Das Problem: Noch immer kommen deutlich weniger Menschen in die Tagespflege als vor der Pandemie. „Grund dafür sind zum einen noch immer die Sorge vor Ansteckungen und große Vorsicht bei Atemwegsinfekten. Das führt zu vielen kurzfristigen Absagen, die von den Einrichtungen nicht kompensiert werden können“, sagt Heike Nordmann, Tagespflege-Referentin des LfK.

„Hinzu kommt jedoch, dass die Preise für die Tagespflege aufgrund deutlich gestiegener Gehälter der Pflegekräfte in den letzten Monaten stark angestiegen sind. Gleichzeitig wurde das Budget der Pflegeversicherung jedoch seit 2017 nicht angepasst“, so Nordmann weiter. Die Folge: Die Gäste können sich immer weniger Besuchstage in der Tagespflege leisten, ohne aus eigener Tasche zuzahlen zu müssen. Private Zuzahlungen sind jedoch gerade in Zeiten der Inflation für viele Pflegebedürftige kaum umsetzbar.

Tagespflege und die geplante Pflegereform

Der Entwurf der nächsten Reform der Pflegeversicherung sieht zwar leichte Verbesserungen für die Versicherten vor. „Die Tagespflege wurde dabei jedoch wieder vergessen“, kritisiert Christoph Treiß, LfK-Geschäftsführer.  „Hier muss dringend nachgebessert werden, so dass auch die Leistungen der Pflegeversicherung für die Tagespflege und den flexibel einsetzbaren Entlastungsbetrag dynamisiert werden. Zudem brauchen die Tagespflegen Kompensationsmöglichkeiten, wenn Gäste krankheitsbedingt absagen. Hier sind die Akteure im Land NRW gefordert“, so Treiß weiter.

So hilft die Tagespflege Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen

Die Tagespflege ist eine wichtige Stütze in der ambulanten Versorgung Pflegebedürftiger. Durch den Besuch in der Tagespflege an einem oder mehreren Tagen pro Woche erhalten die Pflegebedürftigen wichtige Angebote zur Aktivierung und der notwendigen Pflege. Vor allem bedeutet der Besuch in der Tagespflege jedoch Entlastung für pflegende Angehörige. An festen Tagen wissen sie ihre Angehörigen gut versorgt und können selbst entweder einer Berufstätigkeit nachgehen oder die gewonnene Zeit für notwendige Erledigungen und zur Erholung nutzen.

Die zunehmende Nachfrage hat vor der Coronavirus-Pandemie und auch währenddessen zu einem Ausbau des Angebots der Tagespflegen in NRW geführt. Nach dem Eindruck der befragten Einrichtungen hat die Zunahme des Angebots jedoch keinen Effekt auf den Rückgang der Auslastung, denn Gäste der Tagespflege kommen regelhaft nur aus dem näheren Umfeld.

Sollte die Zahl der Tagespflegen aufgrund von Schließungen wieder zurückgehen, ist zu befürchten, dass es in einzelnen Regionen Nordrhein-Westfalens kaum noch solche Angebote gibt oder diese nur nach langen Fahrwegen zu erreichen sind.

Weitere Informationen zu den Umfrageergebnissen finden Sie hier.