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| 22.07.2020

Wirksamer Schutz vor Corona: Verbände der Leistungserbringer fordern Reihentestungen in der stationären und ambulanten Pflege

Köln / Dortmund - Die Verbände der Pflege-Leistungserbringer in Nordrhein-Westfalen betonen in einer gemeinsamen Pressemitteilung vom 22. Juli 2020 die Bedeutung von Reihentestungen auf das Coronavirus in der ambulanten und stationären Pflege. Angesichts der Mitteilung der NRW-Landesregierung, dass solche Reihentestungen ab dem Schulstart für Mitarbeiter in Schulen und Kindertagesstätten ermöglicht werden sollen, warnen sie davor, den hochsensiblen Bereich der Pflege zu vergessen.

Pflegebedürftige Menschen sind in Deutschland durch die Corona-Pandemie besonderen Gefahren ausgesetzt: Körperliche Distanz ist kaum möglich.

Nach einer Studie der Universität Bremen wurden 60 Prozent aller Covid-19-Verstorbenen stationär oder ambulant pflegerisch betreut. Auch der Anteil der erkrankten Mitarbeiter in Pflegeheimen und Pflegediensten liegt deutlich über dem Schnitt der Gesamtbevölkerung – er ist laut Studie doppelt bis sechsmal so hoch. Zudem gehören die Pflegebedürftigen zur höchsten Risikogruppe für schwere Infektionsverläufe.

Aktuell hat sich die Situation zwar entspannt, in den Pflegeeinrichtungen werden Schutzmaßnahmen gelockert. Mit dem Ende der Sommerferien dürfte sich die Infektionslage aber wieder verschärfen. Die Verbände der Leistungserbringer gehen davon aus, dass das Risiko einer Covid-19-Ausbreitung in Pflegeeinrichtungen deutlich steigen wird und fordern deshalb, Reihentestungen endlich auf den Pflegebereich auszuweiten.

„Es ist richtig, dass das Land allen Mitarbeitenden in Schulen und Kitas kostenlose Corona-Tests auf freiwilliger Basis ermöglicht. Nur so lässt sich verhindern, dass sich das Virus dort unbemerkt ausbreiten kann. Wir können allerdings nicht nachvollziehen, warum die Einrichtungen der stationären und ambulanten Pflege von diesen Reihentestungen immer noch ausgeschlossen sind“, kritisieren die Verbände der Leistungserbringer.

Es sei ein Versäumnis, das viele Menschen der höchsten Risikogruppe in Gefahr bringe. Die vielen Beschäftigten, die in den vergangenen Monaten einen wesentlichen Beitrag zum Schutz von Pflegebedürftigen geleistet haben, fühlten sich nun zu recht vor den Kopf gestoßen. „Bei der Einführung von Reihentestungen wurden sie einfach vergessen. Das ist unbegreiflich. Auch die Pflegebedürftigen und Pflegekräfte haben ein Recht auf Gewissheit und Sicherheit durch Reihentestungen!“

Im Zuge der weiteren Lockerungen, etwa bei den Besuchsregelungen in den Einrichtungen der stationären Altenhilfe, böten regelmäßige Reihentestungen bei Bewohnern und Mitarbeitern einen wesentlichen Beitrag zum Schutz vor Infektionen. „Wir verlangen deshalb, dass die kostenlosen Reihentestungen nicht nur für Schulen und Kitas, sondern auch für den Pflegebereich möglich sind.“


Betroffen sind davon allein in NRW rund 176.000 Menschen, die in 2.824 stationären Pflegeeinrichtungen arbeiten und ca. 180 000 Pflegebedürftige betreuen. 84.000 Menschen sind bei 2.800 ambulanten Pflegediensten tätig (Stand Ende 2017) und betreuen 190.000 Menschen in ihrer Häuslichkeit.