Aktuelles | 21.11.2024
Barmer Pflegereport: Längere Pflegedauer und steigende Kosten
Menschen in Deutschland nehmen immer länger Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch. Die längere Pflegedauer führt zu einem massiven Kostenanstieg. Dies ergibt sich aus dem BARMER-Pflegereport 2024, der jetzt veröffentlicht wurde.
Der aktuelle Pflegereport der BARMER prognostiziert eine deutliche längere Pflegedauer in den kommenden Jahren. Pflegebedürftige, die 2022 verstorben sind, wurden zuvor im Durchschnitt 3,9 Jahre gepflegt. Menschen, die derzeit pflegebedürftig sind, werden nach den BARMER-Berechnungen im Schnitt mit 7,5 Jahren fast doppelt so lang pflegerische Leistungen benötigen.
Die Gründe dafür seien die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs 2017, der den Kreis der Anspruchsberechtigten deutlich vergrößert hat, sowie der demografische Wandel, so die Forscher im Pflegereport.
Mehr Ausgaben pro Pflegebedürftigen
Im Jahr 2023 verstorbene Pflegebedürftige haben laut Pflegereport in der Pflegeversicherung Leistungen im Wert von durchschnittlich 50.000 Euro beansprucht. Dazu zählen rund 12.040 Euro Pflegesachleistungen, circa 23.990 Euro stationäre Dauerpflege sowie weitere Leistungen wie Pflegegeld.
Bei den aktuell Pflegebedürftigen liegen nach den Berechnungen im BARMER-Report diese Kosten bei rund 76.000 Euro. Diese setzen sich im Wesentlichen aus 30.000 Euro Pflegegeld, 28.000 Euro für vollstationäre Dauerpflege und 16.000 Euro für Pflegesachleistungen zusammen. Die Inflation und Steigerungen der Pflegesachleistungen seien dabei noch nicht berücksichtigt.
Löhne in der Altenpflege stark gestiegen
Die Studie stellt zudem eine rasante Lohnentwicklung in der Altenpflege fest. Während die Löhne aller Beschäftigten in Vollzeit von 2015 bis 2022 durchschnittlich um 23,1 Prozent gestiegen sind, liegen die Steigerungsraten für Fachkräften in der Altenpflege bei 52 Prozent und für Helfer sogar bei 59 Prozent.
Einen großen Sprung gab es infolge der Tariftreueregelung, die im September 2022 in Kraft getreten ist. Zwischen 2021 und 2023 stiegen die Löhne der Altenpflege-Fachkräfte laut Pflegereport im Schnitt um 16,7 Prozent und diese der Helfer um 23,6 Prozent. Die Entgelte der Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft stiegen hingegen durchschnittlich nur um acht Prozent, bei den Helfern um zwölf Prozent.
Private Pflegedienste versorgen mehr Patienten
Der BARMER-Pflegereport liefert auch einen Überblick über die unterschiedlichen Versorgungsformen in der Pflege. In der ambulanten Pflege erhöhte sich der Anteil der privaten Einrichtungen stetig und lag 2021 bei 67,8 Prozent – in Nordrhein-Westfalen sogar bei 70,1 Prozent.
Private Pflegedienste sind im Durchschnitt kleiner als frei gemeinnützige oder kommunale Pflegedienste und versorgen weniger Pflegebedürftige. Während alle Pflegedienste im Durchschnitt 2021 68,1 Patienten versorgten, lag diese Zahl bei den Privaten bei 54,6 Pflegebedürftigen pro Dienst.
Dennoch macht sich auch hier ein Trend zu größeren privaten Pflegediensten mit mehr Patienten bemerkbar. Bundesweit wurden 2017 46,3 Menschen im Durchschnitt von einem privaten Pflegedienst versorgt, im Jahr 2021 waren es schon 54,6 Pflegebedürftige pro privaten Pflegedienst. In Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl der versorgten Personen pro privaten Dienst von 51,5 im Jahr 2017 auf 60,5 Patienten pro Dienst im Jahr 2021.
Die größten privaten Pflegedienste finden sich laut Pflegereport im Saarland (durchschnittlich 80,3 Pflegebedürftige je Pflegedienst) und die kleinsten in Hessen mit durchschnittlich 45,7 Pflegebedürftigen je Pflegedienst.
Der BARMER-Pflegereport 2024 mit weiteren Informationen und Berechnungen zur Situation der Pflegelandschaft und der Pflegeversicherung wurde auf der Internetseite der BARMER Krankenkasse veröffentlicht und kann hier (PDF-Datei) kostenfrei heruntergeladen werden.